Immer mehr alleinreisende Frauen mit festen Absichten fliegen in die Dominikanische Republik. Palmen und Strand sind nicht die einzigen Attraktionen der Karibik. Viele Touristinnen kommen der jungen Männer wegen. Was Thailand für männliche Sexurlauber ist, ist die „Domrep“ für Frauen.
Nahm ich zunächst an, nur wenige Singlefrauen auf der Karibikinsel vorzufinden, die auf gezielte Männerjagd gehen, sah ich mich in Sosua schnell eines anderen belehrt. Im Badeort an der Nordküste sind diese Urlaubs-Paare überall. 60-Jährige schmusen mit 20-Jährigen am Strand, in den Straßencafés, auf der Tanzbühne. Die Anwältin macht`s, die Avon-Beraterin auf Betriebsurlaub, die Heilpraktikerin und die Lehrerin. „Ich nehme mir, was mir gefällt,“ sagt die 50-jährige Juliane* zu mir. „Wenn ich 60 bin, möchte ich auch nicht einen 80-Jährigen auf mir liegen haben“, erklärte eine andere Junggebliebene ohne Umschweife. In den Straßenclubs, die hier meist Puffs sind, tanzen die Pauschaltouristinnen mit ihren Eroberungen zwischen männlichen Freiern und ihren Huren. Auch sie betreiben in Sosua nimmermüde ihre Geschäfte.
Der weibliche Sextourismus ist hier so sichtbar wie der männliche, mit dem Unterschied, dass die Frauen gerne „Flirt“ zu ihm sagen. In Sosua stößt man auf zwei Arten von Romantiksuchenden: Die, die wissen, wo sie gelandet sind und sich ohne Umschweife bedienen. Und die anderen, die Verkaufsgespräche mit karibischer Lebenslust verwechseln. Sie werden schnell Opfer der „Sankiepankies“ – Hotelangestellten, Beachboys, Tauchlehrer, Männer zu jeder Intimität bereit, auch fürs Heiraten. Ich treffe in einem Partyclub vier Engländerinnen an die 60, mit gelangweilten jungen Herren auf dem Schoß. Promille gebeugt schieben sie ihre Jungs von Disko zu Disko. Die Nacht für die Sankis wird lang. Ihre Freierinnen sind Profis und haben die Jungs fest am Zügel. Unschuldig, frisch aus dem All-inklusive Hotel, umringen zugleich sechs junge Pauschaltouristinnen einen Hotelanimateur im Muscle-Shirt, der sich reihum vor ihnen aufbaut, sich reckt, den Bauch demonstrativ anspannt und entspannt. Frech stupft er ihnen in die Seite, sie sind amüsiert, er reduziert den Sicherheitsabstand, sie sind irritiert, aber fasziniert, er rückt ihnen immer näher wie einer, der scheues Wild fangen will und testet, wie groß die Fluchtdistanz ist. „Wäre auch einer für uns“, schreit eine Britin ihrer Freundin ins Ohr. „Schau auf seinen Hintern!“ Die Nahrungskette kann sich hier schnell umdrehen. In Sosua ist jeder des anderen Beute.